Aschendorf, 12. Juni. Am Sonntag, den 11. d. Mts., hielt der Aschendorfer Imkerverein auf Klusen eine Imkerversammlung ab, die von circa 100 Imkern des Vereins besucht wurde, wodurch ein ebenso glänzendes als beredtes Zeugnis für das große Interesse abgelegt wurde, das von Seiten der hiesigen Imker für die Tätigkeit des Vereines sowie für die hier neu entstandene Imkerei an den Tag gelegt wird.

Nach Erledigung der geschäftlichen Tagesfragen wurden seitens erfahrener älterer Imker die von jüngeren Imkern aufgeworfenen Fragen durch außerordentlich belehrende Vorträge beantwortet, so daß wohl jeder mit der Überzeugung nach Hause ging, daß solche Versammlungen sehr lehrreich und anspornend für jüngere und auch ältere Imker wirken. Insbesondere wurden die Fragesteller und mit ihnen die ganze Versammlung belehrt über Zeit und Art des Abtrennens der Vorschwärme, Aufstellung der jungen Schwärme, Ausschneiden der Drohnenbrut, Erkennen der Weiselrichtigkeit und andere brennende Fragen. Seitens des Vorsitzenden wurde die Anwendung des Bienenschiedes zum Ausfangen der Königinnen und Drohnen, wenn mehrere Vorschwärme zusammen geflogen seien, als besonders praktisch empfohlen, und wird diese neue interessante Art und Weise auf der nächsten Versammlung praktisch vorgeführt werden.

Ferner wurde die Anwendung des Schwarmfangbeutels den Imkern sehr empfohlen.

Endlich wurde von dem Vorsitzenden die Aufmerksamkeit der Imker auf den Honigimport von Holland gelenkt. Es müsse mit Recht, so führte der Vorsitzende aus, das Bestreben der Imker dahingehen, eine derartige Veränderung der Gesetzesparagraphen einzuleiten, daß eine Einfuhr von Honig aus Holland unnötig sei. Nun sei von dem Centralverein diese Frage vielfach erörtert und bei dem zuständigen Minister vorgetragen worden, der aber für die Dauer der bestehenden Handelsverträge mit Holland eine Veränderung der Gesetze und Vorschriften als unmöglich bezeichnet habe.

Nun sei es, so führte der Vorsitzende weiter aus, eine schwierige Sache, die Honigeinfuhr aus Holland zu verbieten, jedoch im Sommer und Frühjahr das Hinüberfahren und Zurückholen unserer Bienen nach und von Holland ferner bestehen zu lassen.

Es seien seitens der Imker verschiedene Fassungen für ein solches Verbot vorgeschlagen worden, die ein Wandern unserer Imker nach Holland auch in Zukunft erlauben, jedoch eine Einfuhr fremden Honigs von Holland unmöglich machen sollten, die sich jedoch alle als für die Grenzbewohner unannehmbar erwiesen hätten. So sollten die zum Zwecke der Ausnutzung der Früh- und Sommertracht nach Holland gebrachten deutschen Bienen einzeln von der Polizeibehörde kenntlich gemacht werden, um ihnen eine Rückkehr nach Deutschland zu ermöglichen.

Wie aber könnte eine solche Kenntlichmachung der deutschen Bienen in Kasten und Körben von der Behörde vorgenommen werden, da die Bienentransporte immer zur Nachtzeit auf langen Wagen in doppelter und fester Packung erfolgen und oft in einer Nacht 20–30 Wagen voll Bienen über die Grenze gefahren werden? Wie sollten unsere Imker ferner nachweisen können, daß die in Holland gefallenen Schwärme, die bekanntlich in einem anderen Korb zurückgefahren werden, wirklich von ihnen gezüchtet und nicht daselbst aufgekauft seien?

Nicht weniger ungeeignet sei ein fernerer Vorschlag seitens des Oldenburger Centralvereins, wonach Körbe über 30 Pfund nicht nach Deutschland eingeführt werden dürften, da bei mittlerer Frühtracht unsere Standkörbe wohl alle dreißig Pfund wiegen würden, und fast alle diejenigen Körbe dieses Gewicht überschreiten, die nicht allein zur Frühtracht sondern auch zur Sommer- und Herbsttracht nach Holland wandern.

Am besten sei noch der Vorschlag, wonach nach dem 1. September keine Bienen mehr von Holland eingeführt werden dürfen, da bis dahin in Holland die Tracht beendet sei, und die Imker ihre Bienen wohl zurückgeholt, nicht aber die Kaufleute große Massen fremden Honig aufgekauft und eingeführt haben könnten; doch hat auch dieser Vorschlag seine Haken.

Der Verein beschloß sodann, beim Centralverein dahin vorstellig zu werden, daß man sich im Binnenlande vor Abschluß des Antrages an den zuständigen Minister erst über die Eigenart unserer Verhältnisse an der Grenze belehren möchte, damit nicht unsere Imkerei durch das wünschenswerte Verbot der Honigeinfuhr auf das empfindlichste geschädigt werde.

Eine solche Fassung der Vorschriften ist nun sehr schwierig, andererseits ist das Quantum des aus Holland eingeführten Honigs, das in den verflossenen Jahren, einschließlich der großen Ueberschreitungen in der Angabe der Anzahl der Centner, die Summe von 1000 Centner nicht überschritten zu haben, zu gering, um die Preisverhältnisse des deutschen Honigs, dessen Produktion sich nach vielen Millionen Pfunden berechnet, ungünstig zu beeinflussen; letzteres muß in der Tat der Fall sein, da der Aschendorfer Imkerverein, dem ja doch ein wichtiger Bruchteil der Imker Deutschlands angehört, in einem mäßigen Jahre auf ein Honigquantum von 150.000 Pfund rechnen kann.

Da sich zum Schlusse der Versammlung wieder eine ganze Anzahl neuer Mitglieder zum Eintritt in den Verein meldeten, zählt der Aschendorfer Imkerverein nun schon 250 Mitglieder und ist somit bei weitem der größte Verein in dem ganzen Central-Imker-Vereinsverband; jeweils ein Zeichen für die vorzügliche Leitung des Vereins, wenn man bedenkt, daß dieser Verein erst vor verhältnismäßig einem halben Jahre gegründet wurde.

Seitens der Versammlung wurde der Leitung des Vereins Dank ausgesprochen und schieden die Mitglieder in sehr gehobener Stimmung.

(Ems-Zeitung, 49. Jahrgang, Nr. 69, 15. Juni 1899)