(von H. Süllow, Wallenhorst bei Osnabrück)
Im Jahre 1911 habe ich mit der Bienenzucht begonnen und bin in dem selben Jahre Mitglied des Imkervereins Aschendorf geworden. Auf Grund eigener Kenntnisse und etlicher, mir zur Verfügung stehender Unterlagen will ich versuchen, die Geschichte des Vereins Aschendorf aufzuzeichnen.
Der Imkerverein Aschendorf wurde im Jahre 1897 gegründet unter dem Namen: „Bienenwirtschaftlicher Verein für Aschendorf und Umgebung. Der Gründungstag ist nicht angegeben, wahrscheinlich im September oder Oktober 1897. Der Vereinsbezirk umfasste den gesamten Kreis Aschendorf, sowie Teile der Nachbarkreise Meppen und Hümmling. Die Stadt Papenburg hatte schon früher einen Imkerverein, wozu damals auch die Imker des Kreises Aschendorf gehört haben. (Siehe Vorbemerkung zu diesem Aufsatz: Gründung des Vereins Aschendorf mit Papenburg im Jahre 1863, ….). Durch die rege Werbetätigkeit des damaligen I. Vorsitzenden des Vereins Aschendorf, Herrn San. Rat Dr. Ehring, Aschendorf, gelangte der Vereinin kurzer Zeit zu hoher Blüte.
Im Jahre 1899 hatte der Verein bereits 210 Mitglieder mit insgesamt 4.700 Standvölkern. Am 8. Jan. 1899 wurde der Verein unter Nr. 47 dem Bienenwirtschaftlichen Zentralverein in Hannover angeschlossen. Das Vereinsleben war äußerst rege. Versammlungen wurden in allen Orten des Vereinsgebietes abgehalten. Schon 1899 wurden 2 Mitglieder auf Kosten des Vereins zur Imkerschule des Altm/meisters Dathe nach Eystorp/Weser entsandt. Es waren diese die Imkerkollegen Behrens, Devermühlen und Fehren, Emmeln bei Haren. Desgleichen wurde im selben Jahre eine Gemeinschaftsfahrt zur vorgenannten Schule vom Verein unternommen.
Der Honigverkauf wurde durch die Vermittlung des Vereins eingeleitet. Für 1899 wurde die Honigmenge mit über 100.000 Pfd. angegeben. Der erzielte Preis betrug 0,38 Mark pro Pfund. (In einem Brief v. 26. Jan. 1959 an den damaligen Vors. des Aschendorfer Vereins, Herrn Josef Mathlage, schreibt Herr Süllow u.a.: „Bezüglich des Honigpreises von 0,38 Mark müssen Sie eine Vergleichsmöglichkeit wissen. Für ein Pfund Rindfleisch zahlte man damals 50–60 Pfg., Bier kostete die Flasche 10 Pfg., eine Zigarre 0,05 Pfg was ungefähr heute einer 30 Pfg. Zigarre entspricht.“) Eine Trennung von Roh- und Scheibenhonig fand nicht statt. Zur Stärkung der Vereinskasse wurde jeder Verkäufer verpflichtet, für jedes abgelieferte Pfund Honig 0,5 bis 1 Pfg. an den Verein zu zahlen. Dieses Verfahren wurde auch in späteren Jahren beibehalten, wodurch immer gesunde Kassenverhältnisse gesichert waren.
Im Jahre 1900 gründeten die Imker in Börger einen eigenen Verein und schieden aus. Dafür kamen die Orte Haren und Wesuwe neu hinzu. 1904 wurde die Beschaffung von Krainer Bienen angeregt. Eine Anzahl Imker machte hiervon Gebrauch. An Altm/meister Lehzen wurde ein Glückwunschtelegramm gesandt zum 70. Geburtstage. 1905 wurde der Versuch gemacht, die Kastenimkerei einzuführen, leider mit wenig Erfolg, da den Imkern die Betriebsweise nicht geläufig war. Am 16. Okt. 1905 war in Papenburg eine Imkerausstellung. Der Verein Aschendorf stiftete Geldpreise und die 3 Preisehrter. 1908 wurde zum 1. Male der Gemeinschaftsbezug von Bienenzucker versucht. Ein Teil der Imker machte mit, andere waren abwartend. Es wurde grober Kristallzucker zum Preise von 27, — ?? Ztn. geliefert. 1909 wurde durch den Verein die Bepflanzung einiger Landstraßen mit honigspendenden Bäumen durchgesetzt. In den Jahren bis zum 1. Weltkrieg drückten holländische Imker unter Umgehung des Einfuhrzolles stark den Honigpreis. Diese wanderten mit ihren lebenden Völkern nach dem Hümmling zur Buchweizentracht und ins Emsland zur Heidetracht. Nach beendigter Tracht wurden die Völker auf deutschem Boden abgeschwefelt und der Honig in Deutschland verkauft.
1913 gründete Haren einen eigenen Imkerverein und schied aus. Im ersten Weltkrieg flaute das Vereinsleben etwas ab, da viele Imker eingezogen waren und durch die Kriegsverhältnisse das Interesse anderen Dingen zugewandt war. Jedoch spendete der Verein für die im Felde stehenden Mitglieder und deren Angehörige Feldpostpäckchen und Gaben für das Rote Kreuz. 1919 gründeten auch Lathen und Rhede eigene Vereine und schieden aus. Die Zahl der Mitglieder ging auf ca. 50 zurück. In den Inflationsjahren bis 1924 war die Beschaffung von Bienenzucker das Hauptproblem. Durch die sogenannte Emslandaktion wurde nach 1924 die Umstellung von Korb auf Kasten besonders gefördert und neues Leben in die Imkerschaft getragen. Durch die tatkräftigen Bemühungen von Herrn Prof. Koch, Celle, und dem Leiter des Lehrbienenstandes Papenburg, Herrn Lehrer Ohmes, wurden Mittel freigemacht zum verbilligten Bezug von Bienenwohnungen (Kästen) und Honigschleudern. Durch Unterweisung in der Betriebsweise bürgerte sich die Kastenimkerei immer mehr ein. Auch erhielt hierdurch das Vereinsleben wieder neuen Aufschwung, die Mitgliederzahl war ständig im Zunehmen. Trotzdem nahm die Korbimkerei immer noch großen Platz ein. Während jedoch früher der ganze Honig aus den Körben als Rohhonig abgegeben wurde, trat jetzt eine Trennung nach Scheibenhonig 1. und 2. Sorte und Losehonig ein. Im Jahre 1929 gab es erstmalig wieder steuerfreien Zucker, zunächst 10 Pfd. je Volk zur Herbstauffütterung. Der Preis betrug 0,26 Mark. Durch die immer mehr zurückgehende Heidetracht wurde eine Wanderung in anderen Trachten notwendig. Der Verein Rhede ist 1935 wieder eingegangen, die Imker dort schlossen sich wieder Aschendorf an.
Als der Verfasser dieses Berichtes seinen Wohnsitz 1939 nach Osnabrück verlegte, hatte der Verein ca. 90 Mitglieder.