HEIDEHONIG vorerst noch stippen.
Imker, die mit ihren Völkern in die Heide wanderten, haben noch alle Hände voll zu tun. Dieser begehrte Honig fordert Höchstanstrengung von Bienen und Imker. In die selten gewordenen Heideflächen dürfen nur starke Einheiten verbracht werden. Während in der Tannentracht die Völker an der Schwarzsucht erkranken, bleiben in der Heide die Flugbienen im Netz der vielen Spinnen hängen und kehren nicht mehr heim. Darum ist folgendes vom Heidewanderer zu bedenken: Völker, die in der Heide ihren Dienst getan haben, taugen nicht für die Frühjahrs- und Rapstracht. Sie sind einfach zu schwach. Es sei denn, der Imker wandert im September frühzeitig zurück zum Heimstand. Möglichkeiten zur Verstärkung um diese Zeit sind denkbar. Von Vorteil ist natürlich auch, die Heidevölker durch neu aufgebaute Wirtschaftsvölker zu ersetzen. Wie auch immer der Bienenhalter sich entscheidet, für die Einwinterung vorgesehene Heidevölker müssen nach der Abschleuderung sofort aufgefüttert werden. Nach ausgelaufener Brut ist eine zweimalige Varroabehandlung vorzunehmen.
Honig aus der Besenheide
Gewiefte Imker wissen genau, wann es sich lohnt, in die Heide zu wandern. Ich drücke für die Heide die stärksten Völker auf jeweils zwei Räume ohne Absperrgitter zusammen. Wer Wert legt auf Scheibenhonig, kann noch Rähmchen mit Anfangsstreifen einhängen. Hierfür gibt es auch spezielle Sektionen beim Handel zu kaufen. Man braucht dann die Portionen nur noch in dünner Folie einzuwickeln und das Gewicht festzustellen.
Im vorigen Jahr, nach viel Regen im Frühjahr, gab es wieder einmal eine gute Heidehonigernte. Ein Mehraufwand an Arbeit bei der Gewinnung dieses Lebenselixiers erfordert nochmals die ganze Kraft der Imkerfamilie. Heidehonig muss nach der Entdeckelung vor dem Schleudern erst noch gestippt werden. Ein normales Doppelsieb reicht zum Sieben voll aus. Reiner Heidehonig (bei uns aus der Besenheide) wird nach ein bis zwei Tagen abgeschäumt und in Gläser gefüllt. Dieser Honig kandiert nicht, sondern geliert wie Marmelade und ist streichfähig. Sollte ein Anteil Sommerhonig dabei sein, muss der Honig auf jeden Fall gerührt werden. Günstig ist, wenn man eine Rührspirale besitzt, die dem Durchmesser des ganzen Hobbocks entspricht. Dieser Vorteil ergibt sich auch, wenn Honig „geimpft“ werden soll.
Es kann so sein, dass nicht aller frisch geschleuderter Honig auch gleich gerührt wird. Um aber diesen Honig feinsteif abzufüllen, muss er zuerst gänzlich aufgelöst werden. Dann nimmt man einen schon gerührten, nicht ganz aufgelösten Honig (etwa zehn Prozent) und mischt ihn unter den abzufüllenden. Ich habe immer eine bestimmte Menge feinkandierten Honig in kleinen Eimern vorrätig.
Letzter Weiselaustausch
Was ist jetzt, nach der Heide, noch alles möglich?
Völker, deren Stärke und Leistung nicht befriedigen, können noch mit einem Ableger vereint werden. Die alte Königin wird herausgenommen und der Ableger über Zeitungspapier aufgesetzt.
Auch stärkere Völker, deren Weisel alterswegen ausgewechselt werden muss, erhalten eine neue Königin, sie wird in einem Käfig unter Zuckerteig zugesetzt. Nachschau erfolgt erst wieder im nächsten Frühjahr. Umweiselungen jeder Art können im Oktober fast immer ohne Verlust durchgeführt werden.
Jetzt ist auch höchste Zeit für den wohlverdienten Familienurlaub! Da nun alle Völker versorgt sind, sollte man von allem ein bisschen Abstand nehmen, bevor es an die Vermarktung geht. Wer im Urlaub „imkerlich gesehen“ nicht ganz abschalten will, dem empfehle ich eine Erholung unter seinesgleichen. Ein Hamburger Unternehmer organisiert Reisen in den Süden mit imkerlichem Programm. Man trifft sich mit Imkern und Imkerinnen und hat die Möglichkeit, jeweils vor Ort ganz nach Belieben zu fachsimpeln. Auf Drängen meiner Frau Fahren wir schon zum drittenmal mit, ich gebe hierzu gern Auskunft.
Korrekte Preisgestaltung
Irgendwann versucht jeder mal, in die Direktvermarktung einzusteigen. Gibt es dann eine größere Ernte, bricht womöglich gleich Panik aus: Der Gedanke, auf dem Honig sitzen zu bleiben, verführt dazu, unter dem üblichen Preis zu verkaufen. Auch die Möglichkeit, Honig gleich unter Preis anzubieten, um auf den Markt zu kommen, ist gegeben. Aber dieser Weg ist falsch und für die Imkerschaft, zumindest in der näheren Umgebung, vielerseits nachteilig. Die Erfahrung lehrt, dass dadurch kein Glas Honig mehr als erhofft abgesetzt wird. Meist verkauft der Imker auf Grund seiner lokalen Lage (entfernt vom Tourismus oder von Ballungsgebieten) ohnehin schon unter Preis, das sollte ein jeder bei seiner Preisgestaltung bedenken. Oft genug kommt es vor, dass ausreichend Honig von einem Kollegen zugekauft werden muss, um die Kundschaft zu halten, und spätestens dann merkt man, welcher Fehler mit dem Dumpingpreis begangen wurde. Übrigens: Honig einmal länger zu lagern bringt mehr Zinsen als manche Spareinlage.
Viele Laien, aber auch Imker, sind der Meinung, dass mit dem Verkauf von Honig alles Imkern erledigt ist. Dem ist nicht so. Nachfolgend möchte ich auf Vermarktungsmöglichkeiten hinweisen, wodurch sich die Rendite noch steigern lässt:
- Honig – von Imker zu Imker (Tausch oder Kauf bei Überschussproduktion)
- Honigversand
- Pollen – wird zugekauft
- Met (Honigwein) – Eigenherstellung
- Bärenfang – Eigenherstellung
- Propolis – Verkauf nur bedingt möglich
- (Jungfern-) Wachs – für Batikarbeiten und zum Restaurieren von Gemälden und Möbeln in Museen und Tischlereien
- Kerzen – Eigenherstellung (auch zugekaufte Wachsartikel)
- Präsentkörbe – Zusammenstellung nach Wunsch
Wenn diese Produkte auch erst nach einiger Erfahrung angeboten werden können, kann doch der Jungimker mit dem Verkauf von Bienenmaterial wie Königinnen, Ableger, Kunstschwärme und Wirtschaftsvölker schon bald beginnen.
Einnahmen versteuern
Sicherlich gibt es noch eine Menge Produkte, die für die Vermarktung von Interesse sind, aber damit befinden wir uns schon beim gewerblichen Handel. Wir Honigproduzenten sind Selbsterzeuger und dürfen für einen Weiterverkauf nicht mehr als eine bestimmte Obergrenze unseres Handels von anderen Produzenten übernehmen.
Als Selbsterzeuger für Honig gehöre ich zur Landwirtschaft. Das Finanzamt hat 1999 neue Einheitswerte zur Besteuerung für die Bienenhaltung festgesetzt. Man muss wissen, dass in der Landwirtschaft ein Steuerfreibetrag gegengerechnet wird und somit der Imker mit bis zu einhundertundsechsundsechzig Bienenvölker für das Finanzamt nicht von Interesse ist. Aufzeichnungen über die jährlichen Ein- und Ausgaben sollten aber auf jeden Fall festgehalten werden. Man hat ja überall „Freunde“.
Für die Vermarktung, insbesondere für den Honig, gilt eine wichtige Voraussetzung: das Bekanntsein. Ich lasse keine Möglichkeit aus, um im öffentlichen Verkehr dabei zu sein, bei Ausstellungen und anderem mitzuwirken. Es gibt ansprechende Plakate vom D.I.B., die man auf Spanplatten kleben kann. Auch Prospekte usw. auf weißen Styroporplatten geben ein sehr schönes Bild.
Der Milchmann, der mancherorts noch von Haus zu Haus fährt, ist sicher gern bereit, Honig mit anzubieten, ebenso der vorfahrende Lebensmittelhändler. Das alles sind Top-Werbemöglichkeiten zum Nulltarif. Man muss nur frühzeitig damit anfangen.