Das Schwärmen, wem zugute?
Immer war und bin ich enttäuscht, wenn über ein Thema nicht gerade dann berichtet wird, wenn die Arbeiten dafür anfallen. Nun geht es mir hier fast ebenso. Dem Jungimker bzw. Anfänger empfehle ich deshalb, für aktuelle Belange und Fragen, auch schon mal vorausschauend, einen Paten zu Rate zu ziehen. Und in der nächsten Ausgabe liest man dann nach, ob richtig gearbeitet wurde oder ob noch etwas zu verbessern ist. Etwa unterlaufene Fehlgriffe werden sich manchmal erst im nächsten Jahr wieder gutmachen lassen.
Raps, das Schwärmen … Honig, etwas Besonderes?
Ich meine ja. Schauen wir zeitlich noch mal zurück. Es mag allgemein an der aufsteigenden Entwicklung der Natur im Frühjahr liegen, dass sich die Völker so gut entwickeln, so sprunghaft stark werden, wie gerade im Raps. Da heißt es aufpassen. Die Königin „stiftet“ auf Hochtouren! Ganze Brut- und Pollenbretter entstehen. Die Ammenbienen nehmen überhand, es kommt zum Futterstau. Raumenge entsteht, und freie Zellen für die Eiablage gibt es immer weniger. Das kann nur eines zur Folge haben: Das Bienenvolk wächst dem Höhepunkt in seiner Entwicklung entgegen und will sich teilen, also nichts anderes als schwärmen. Nun muss man auf der Hut sein, schon gar nicht krank werden, sonst hat man das Nachsehen. Die Bienenvölker warten nicht, sie schwärmen einfach!
Über vorbeugende Maßnahmen zur Schwarmverhinderung wurde im Hinblick auf die Bildung von Ablegern und Sammelbrutablegern (bzw. Starter) bereits. Was wird aber, wenn doch einige Völker schwärmen, sich teilen wollen? Oder was ist, wenn ein Imker gar nicht vermehren will, aus welchen Gründen auch immer? Wenn das Bienenvolk im Schwarmdusel ist, kostet es den Halter viel Honig. Die Bienen werden dann absolut sammelfaul. Hier lässt sich auf einfache Art Abhilfe schaffen.
Dem Schwarm vorbeugen
Das erlösende Wort heißt DEMAREE-PLAN, aufgearbeitet und verfeinert nach Imker Hölzer aus Leverkusen. Es ist eine Brutdistanzierung bzw. Brutreduzierung innerhalb des Bienenvolkes, bei Fernwanderungen, beim Überbrücken von Urlaub oder Zeitmangel u. a. eine ideale Methode, natürlich auch zur Schwarmabwendung. Bis auf zwei Brutwaben wird die gesamte Brut in eine neue Zarge übergesetzt. Ist sie damit nicht ganz gefüllt, werden ausgebaute Waben und Mittelwände dazu gehängt. Alle Königinnenzellen entfernen! Im alten Brutraum verbleiben eine offene und eine verdeckelte Brutwabe als Kern. Dazu kommen ausgebaute, schon mal bebrütete Waben. Nochmals, alle Weiselzellen müssen beseitigt werden. Wird eine Zelle übersehen, dann war möglicherweise alle Mühe umsonst. Die neue Zarge mit den Brutwaben setzt man als Erweiterung über den Honigraum auf.
Was wurde erreicht? Die Königin in ihrem Brutraum unten erhält durch diesen starken Eingriff viel Platz für neue Brut, die bald den Ammenbienen den Futtersaft abnimmt. Die Jungbienen ziehen dann zur entfernten Brut in die aufgesetzte Zarge.
Der Schwarmdusel im Volk erlischt
Schwarmköniginnen, die im oberen distanzierten Brutkörper evtl. doch noch zum Schlupf kommen, laufen sich über dem Absperrgitter tot.
Dieser beschriebene Eingriff wirkt für die Bienen radikal und sollte spätestens dann vorgenommen werden, wenn schon verdeckelte oder noch nicht ganz verdeckelte Weiselnäpfchen vorhanden sind. Berücksichtigen muss man dabei aber auch, also beim Umsetzen der Menge der Brutwaben, die Volksstärke in Bezug auf Kälterückschläge, evtl. nicht alle Brutwaben zu distanzieren. Wenn beispielsweise nur ein paar Spielnäpfchen vorhanden sind, reicht es schon aus, wenn drei bis vier Brutwaben nach oben gesetzt werden. Besser ist, dass alles, was dem Schwarmvorbeugen dienen soll, möglichst bereits dann durchgeführt wird, wenn noch keine deutlichen, sich bald auswirkenden Schwarmabsichten wahrnehmbar sind, denn bis dahin hat man noch keinen Honigverlust, der Sammeleifer der Bienen bleibt ungebremst. Ist also noch keine Schwarmtendenz zu erkennen, dann kann man bereits vorbeugend distanzieren, wie beschrieben. Da setzt man die erstellte (volle) Brutzarge als neue Einheit direkt über das Absperrgitter und darüber dann den Honigraum. Der Wärmehaushalt bleibt erhalten.
In der Regel ist damit die Schwarmstimmung für die laufende Saison überwunden. Bienenfreunde, die noch mit dreietager Blätterstöcken imkern, können ebenfalls mit dem Demaree-Plan arbeiten. Sie müssen halt einmal öfter die Brut umhängen.
Eine andere Methode, mit oder ohne Absperrgitter praktizierbar, ist die Bildung eines Fluglings.
Hierzu benötigt man zusätzlich zur Beute ein Zwischenschied mit eigenem Flugloch. In eine leere Zarge werden Mittelwände und am Rande jeweils eine ausgebaute Wabe (Kletterwabe) gehängt. Nötigenfalls, je nach Witterung, muss eine volle Honigwabe als „Notgroschen“ mit hinein. In der Mitte verbleibt eine Wabengasse. Das Wirtschaftsvolk (oder „Muttervolk“) wird nun bis auf den Unterboden zur Seite gestellt. Auf den verbliebenen Unterboden kommt die neu ausgestattete Zarge, in die Wabengasse eine offene Brutwabe mit jüngsten Maden. Das Zwischenschied wird aufgelegt, aber mit dem Flugloch in umgekehrte Richtung. Das Muttervolk oben drauf und fertig. So einfach geht es zu in der Bienenhaltung, denn:
Das Muttervolk verliert seine Flugbienen allesamt, es werden alle Königinnenzellen ausgefressen, die intensive Arbeit des Ausbrechens der Zellen bleibt einem erspart. Der Flugling in der neuen Zarge zieht sich eine neue Königin heran, es werden Mittelwände ausgebaut, und der Sammeltrieb der Bienen bleibt erhalten.
Was wollen wir noch mehr?
Diese Methode beinhaltet aber auch ein Risiko: das Wetter. Flugwetter muss unbedingt vorhanden sein, ansonsten fliegt sich das Muttervolk nicht kahl genug, und die Schwarmstimmung klingt nicht ab. (Also für die normale Wanderimkerei nicht geeignet, da zeitlich kaum durchführbar, es sei denn, der Urlaub wird mit in Anspruch genommen.) Bienen tragen keine Tracht ein, Mittelwände werden nicht ausgebaut, im schlimmsten Fall kommt es dann bei anhaltend schlechtem Wetter zur Räuberei. Fluglinge dürfen also nur bei wirklich gutem Flugwetter gebildet werden, und dann am besten nur vormittags.
Bei guter Tracht muss der Flugling (unterm Schied) evtl. um einen Honigraum erweitert werden. Nach neun Tagen Zellen bis auf eine ausbrechen. Eine schön ausgebaute, „behämmerte“ Zelle in mittlerer Größe sollte stehen bleiben. Die geschlüpfte Königin (aus guter Abstammung) kann zur Begattung kommen, und schon hat man ganz nebenbei einen neuen Ableger, der nach Abschleuderung mit einem neuen Deckel versehen wie andere Ableger behandelt werden muss. Man bedenke, dass dieses neue Volk zuerst noch an Bienen abnimmt. Wird die Königin nicht begattet, wird einfach rückvereinigt, indem man den Flugling kurz abliegen lässt und dann auf das Muttervolk setzt. Das gilt natürlich nicht, wenn Drohnenbrut vorhanden ist. In diesem Falle werden alle Bienen etwas entfernt abgefegt. Dies ist notwendig, da die eierlegenden Arbeiterinnen (Afterweiseln) nicht fliegen und somit der Königin im Muttervolk nicht gefährlich werden können.
Honig, das Lebenselixier allemal
Der geerntete Honig sollte auf jeden Fall in geeignete lebensmittelgerechte Kunststoffkübel (Hobbocks) abgefüllt werden. Bei vorerst kleinerer Menge reichen auch 12 1/2-Kilo-Eimer. Sie sollten unbedingt geruchsfrei sein. Von Nachteil bei diesen Gefäßen ist, dass der Honig mit der Hand und per Muskelkraft gerührt werden muss. Großimker füllen ihre Ernte in Drei-Zentner-Fässer, die meistens an den Handel gehen und ohne Stapler nicht zu bewältigen sind. Möchte man von Imker zu Imker mit Honig aushelfen, so geht das doch nur mit kleineren Gebinden. In meiner Imkerei kommt der gesamte Honig in die Vierzig-Kilo-Hobbocks.
Die vollen Honigwaben werden, ist alles zum Schleudern vorbereitet, mit einer einfachen Entdeckelungsgabel entdeckelt und in eine Selbstwendeschleuder, ausgestattet mit einer Programmautomatik, gestellt. Der Honig fließt durch ein Doppelsieb und ein feinmaschiges Spitzsieb. Nach anschließender Klärung (alle Schmutzpartikel steigen nach oben), beim Frühtracht- und Rapshonig nach zwei bis drei Tagen und bei Sommertracht nach etwa drei Wochen, wird er abgeschäumt. Die Abschaummenge beträgt bei guten Sieben manchmal sehr wenig, nur ein oder zwei Esslöffel voll. Die Lochweite bei den Spitzsieben sollte möglichst 0,2 Millimeter nicht überschreiten. Der Honig wird erst während der Kandierung – und nicht vorher – gerührt. Die hierfür verwendeten Motore sind mit einem Untersetzungsgetriebe und handelsüblichen Rührstab versehen. Der volle Hobbock steht auf einem Drehteller, dadurch wird der gesamte Inhalt von der Spirale erfasst. Diese Geräte wurden in Eigenbau gefertigt. Hiervon rate ich heute allerdings ab. Es gibt im Handel weitaus Besseres, es wird auch alles in lebensmittelgerechtem Material, den EU-Richtlinien entsprechend, hergestellt und angeboten.
Schleudern und Honigpflege
Den Honig rührt man einmal täglich während der Kandierungsphase, die Kristalle werden dabei zerschlagen, und der Honig wird feinsteif. Das geht beim Rapshonig sehr schnell, zumal er bei kühlerer Temperatur dickflüssiger ist. Die ideale Temperatur für die Kristallbildung liegt bei fünfzehn Grad. Bei der Rapshonigschleuderung wird diese Temperatur oft noch unterschritten, somit ist hier Eile geboten. Deswegen rühr‘ ich diesen Honig, also nur den Rapshonig, alle vier Stunden, und zwar Tag und Nacht. Dem Rührwerk wurde eine eigens hierfür gebaute Zeitschaltuhr (für Kraftstrom) zwischengeschaltet. Zwischen dem Rühren und Abfüllen in Kleinstmengen, das meiste ja in Gläser, darf es keine größere Zeitverzögerung geben. Es ist auch zu beachten, je kleiner das Gebinde, um so schneller kandiert der Honig. Ich versuche, wie gesagt, möglichst viel Honig sofort in unser Imkerglas des D.I.B. abzufüllen, um ihn nicht noch einmal wieder auflösen zu müssen.
Rapshonig hat einen hohen Glucosegehalt, er kandiert deshalb relativ schnell, ebenso wie Löwenzahn- oder Himbeerhonig.
Über den medizinischen Wert des Honigs wird oft und viel geschrieben. Seine Bedeutung ist ja den Menschen eigentlich schon seit Urzeiten, wenigstens seit Jahrtausenden bekannt. Als Heilmittel darf er heute nach gesetzlicher Bestimmung zwar nicht benannt werden, jedoch als Hausmittel ist sein gesundheitlicher Wert unbestritten, besonders zur „Vorbeugung von vielen Erkrankungen und zur Unterstützung der zahlreichen Funktionen der Organe“. Die neben anderem im Honig enthaltenen Zuckerarten (Traubenzucker, Fruchtzucker u. a.), nicht zu vergessen die bakteriziden Inhibine, bewirken Lebensnotwendiges, für unseren menschlichen Körper.
Es hat auch aus imkerlicher Sicht seinen Grund, dass ich noch mal den hohen Wert des leider nicht überall zügig absetzbaren Rapshonigs hervorhebe: Sein Glucosegehalt besonders fördert die Durchblutung des Gewebes, lindert damit die Insuffizienz und verbessert die Leistung gerade des Herzens.
Abschließend möchte ich meine Anregungen und Hinweise noch abrunden mit einem landwirtschaftlichen Aspekt: Haben die Bienen viel Honig eingetragen – nach unserem Thema hier vom Raps, später ggf. Wicke, Klee und von anderen Kulturen –, dann hat auch der Bauer eine gute Samen-Ernte. So ergänzt sich unser beider Mühe und Arbeit, zu beider Vorteil.
In der Hoffnung, dass dieser Beitrag noch nicht zu spät ist…..