Ich hoffe stark, dass alle Bienenfreunde in diesem Jahr schon eine mittlere bis gute Honigernte hatten oder noch haben!
Das Bienenjahr endet mit hohen Anforderungen
Die angenehmste Arbeit im nun ausgehenden Bienenjahr ist das Honigschleudern. Ich habe Anfänger kennengelernt, die hatten schon eine perfekte Imkerausrüstung, bis hin zur Schleuder, aber noch kein einziges Bienenvolk. Einen Rat möchte ich allen Jungimkern und Lesern ans Herz legen: Die Beute mit dem Bienenvolk, sie allein bringt den Honig, nicht aber die Schleuder oder etwas anderes in der Imkerei. Es findet sich immer ein Kollege oder Pate, der gern bereit ist auszuhelfen, da man selbst ja auch hilfsbereit ist. Das ist der Springpunkt, sich größere Kosten zu ersparen, gerade in der Anfangsphase.
Den Frühtrachthonig ernten wir, schon meist zusammen mit dem Raps, Ende Mai bis Anfang Juni, für die Sommertracht ist Ende Juli letzter Termin zum Schleudern. Es sei denn, dass die Ernte durch ungünstiges Wetter bis in den August hinein verzögert wird.
Während bei Fernwanderungen die Möglichkeit für eine Schleuderung am Standort nicht immer gegeben ist, dürfte es für diese Arbeit daheim keine hindernden Umstände geben. Die Honigwaben werden in dafür bereitgehaltenen Leerzargen zum Schleuderraum herangeholt. Bei kühler Witterung sollte man den Raum zuvor schon etwas heizen, ggf. mittels eines Defrosters. Der Honig findet so schneller seinen Weg durch die Siebe. Im Schleuderraum wird der gesamte Ertrag zum Klären zwischengelagert.
Gleich nach der Schleuderung . . .
Sollten noch junge begattete Königinnen vorhanden sein, werden die für Kunstschwärme nötigen Bienen von den Waben abgefegt, andernfalls schlägt oder fegt man sie neben dem Stand einfach auf den Boden, sie fliegen zurück bzw. betteln sich ein. Am Tag der Honigentnahme werden die Völker auch schon gegen die Varroamilbe behandelt, bei mir mit Ameisensäure (AS). Schwammtücher, wie LIEBIG es empfiehlt, werden im leeren Honigraum auf die Rähmchen gelegt. Dann träufelt man mit einer Dosierflasche, z. B. Perizinflasche, je besetzte Zarge 20 ml 60%ige AS auf so ein Schwammtuch. Da die Milbe mit dieser Konzentration nicht fertig wird, ihr also erliegt, findet hiermit schon mal eine erste Dezimierung statt. Es ist auch vom Preis her gesehen eine günstige Bekämpfungsmaßnahme. Das Schwammtuch wird am nächsten Tag wieder entfernt, damit die Bienen es nicht abnagen und durchs Flugloch hinaus entsorgen. Mit diesen ersten Arbeiten wird bei mir die Auffütterung verbunden. Während früher mühselig Zucker aufgelöst und gerührt werden musste, bekommt man heute Zucker in Flüssig- und Teigform zur Fütterung angeboten. Um sich einen Preisvorteil zu verschaffen, schließt man sich beim Einkauf dafür einer Sammelbestellung an. Dieses Fertigfutter bringt erhebliche Vorteile. Ich spare viel Zeit, da kein Zucker aufgelöst werden muss. Es gibt keinen Abfüllverlust aus den Zuckersäcken oder Tüten, ebenso wenig oder keinen Restmüll. Und dann: Ein nicht angenommener aufgelöster Zucker kann in Gärung gehen, während das fertige Flüssigfutter eine hohe Konzentration hat und sich somit lange hält.
Futtervorrat und Winterbienen
Kunstschwärme und Ableger werden weiterhin mit flüssiger Nahrung versorgt. Die Wirtschaftsvölker auf den Außenständen erhalten ein Paket mit Teigfutter, somit hat man weniger Fahrten. Immerhin liegen in meiner Imkerei einige Außenstände bis zu zwanzig Kilometer entfernt. Das kostet Zeit und Sprit.
Nach der Abschleuderung wird gleich mit der Auffütterung begonnen. Das täuscht eine Tracht vor, und die Königin bleibt in Eiablage. Schließlich sollen doch viele Winterbienen erzeugt werden! Sie entstehen ab Juli durch eine besondere Wirkung des Juvenilhormons, das die Bienen länger am Leben erhält. Dies sind Erkenntnisse aus der Forschung der Wissenschaftler, wir Leihen nehmen sie zur Kenntnis.
Die Winterbienen sind es, die den ersten Nektar im Frühjahr sammeln. Wartet der Imker mit dem Füttern, so legt die Königin keine Eier mehr, sie ist dazu dann auch später bei einer vielleicht kurzzeitig günstigen Wetterlage nicht mehr zu bewegen. Logisch, dass dann im Frühjahr das Bienenvolk entsprechend kleiner auswintert. Das Nichtfüttern, liebe Imkerfreunde, ist keine artgerechte Tierhaltung und müsste dann eigentlich auch bestraft werden. Oder?
Die Fütterung mit Teig sollte ohne besondere Vorkehrungen im Honigraum erfolgen. Flüssigzucker kann in einem einfachen Eimer, mit etwas Streu als Brücke für die Bienen, ebenfalls im Honigraum dargereicht werden. Wenn man etwas süße Flüssigkeit außen am Eimer verstreicht, dann finden die Bienen die Quelle schneller. Wer dennoch nach alter oder einer anderen Methode auffüttern will, sollte auf jeden Fall die Lösung Zucker Wasser mit 3 : 2 ansetzen. Mitte September muss jegliche Fütterung abgeschlossen sein.
Honigbehandlung, bei mir
Die Vermarktung meines gesamten erzeugten Honigs erledige ich in unserem Imkerglas. Die Aufmachung Glas und Etikett ist ansprechend, die Richtlinien des D.I. B. sind überzeugend auch für den Verbraucher. Dieser vom Imkerbund geforderte hohe Qualitätsanspruch ist gerechtfertigt: Der Honig muss reif sein. Er darf nicht zu stark erhitzt werden, nachweisbar durch den MF-Wert; ab 40 °C werden wichtige Inhaltsstoffe geschädigt! Die Angaben auf dem Etikett müssen stimmen. Bei kleinen Mengen an Honig dürfte es keine besonderen Erschwernisse mit dem Rühren und dem Abfüllen geben. Aber, liebe Imkerfreunde, wenn die nötige Erfahrung fehlt, kann es schon mal vorkommen, z. B. beim Raps, dass der Honig zum Abfüllen schon zu steif geworden ist. Dann muss er neu aufgelöst werden. Sofern er schon mal behandelt wurde, genügt jetzt ein nochmaliges Rühren von zwei bis drei Stunden. Soll Honig wieder aufgelöst werden, so geschieht das bei größeren Mengen, gerade auch in der Winterszeit, am besten in einem Wärmeschrank. Um Kosten für so einen Schrank zu sparen, stellt man ihn wie folgt selbst her: Ein ausgedienter hoher Kühlschrank, innen möglichst mit Niro oder Alu, wird ausgeräumt. Im oberen Teil an der Decke wird ein Ventilator für die Luftumwälzung angebracht. Etwa 10 cm tiefer baut man ein Rost- oder Lochblech ein, wenn möglich ein- und ausschiebbar, darunter einen einfachen Defroster, der über ein Relais von außen her regulierbar ist. Zusätzlich wird auch von außen her die Temperatur mittels Thermometer mit Fernfühler überwacht. Damit die Kaltluft gut entweichen kann und eine noch bessere Luftumwälzung stattfindet, werden an oberster Stelle in die Rückwand mehrere Löcher, etwa 12 mm weit, gebohrt. (Diese Bauanleitung liest sich schwerer, als die auszuführende Arbeit getan ist; sie lohnt sich!).
Für die Freunde der Segeberger Beute gibt es eine Alternative: ein so genannter Wärmemeister. Ein oder zwei Zargen, je nach Gebinde, einen Deckel dazu (alles schon vorhanden) und schon hat man einen perfekt isolierten Wärmeschrank. Ich kenne Bienenfreunde, die darin ihre vollen Honigwaben lagern (statt den Schleuderraum zu heizen), um das Schleudern ein bis zwei Tage hinauszuzögern.
Einiges zur Konsistenz des Honigs
Bei einer Massentracht und der heutigen Magazin-Betriebsweise ist es möglich, dass der Wassergehalt nicht den Richtlinien des D.I.B. entspricht. Ich könnte mir durchaus vorstellen, unter Zuhilfenahme einer Flachzarge (versehen mit allseitigen Bohrungen, als unterste Einheit auf den Wärmemeister gesetzt, darauf die Zargen mit den vollen Honigwaben), dass der Feuchtigkeitsgehalt des Honigs um ein halbes bis ein Prozent gesenkt wird. Um den Kamineffekt wirken zu lassen, muss der Deckel ein wenig versetzt aufgelegt werden.
Der Wassergehalt von 18 % darf beim Blütenhonig nicht überschritten werden. Fremdgeruch, hohe Luftfeuchtigkeit und höhere Temperaturen sind für den Honig schädlich. Er ist hygroskopisch, d. h., Honig zieht Wasser und Fremdgeruch förmlich an (z. B. von Knoblauch, scharfem Käse oder Fisch, von Benzin oder Heizöl). Auch bei einem normalen Hobbock ist das so, da der Deckel nicht luftdicht schließt. Etwas Abhilfe kann man erwirken, indem unter dem Deckel eine dünne Folie mit eingelegt wird.
Dass der Honig nicht über 40 °C erwärmt werden darf, wie bereits erwähnt, sollte schon für den Anfänger oberstes Gebot sein. Hydroxymethylfurfural (HMF), ein Wärmeindikator, im internationalen Honigstandard mit ppm benannt, bildet sich erst nach der Schleuderung. Die höchstzulässige Menge beträgt 40 ppm. Honig in unserem Honigglas des D.I.B. darf nur höchstens 15 ppm enthalten (1 ppm = 1 mg HMF in 1 kg Honig). Durch Erwärmung des Honigs steigt der HMF-Wert rapide an.
Im Honig enthaltene Enzyme sind ebenfalls wärme- und lichtempfindlich. Ergänzend dazu noch ein paar wichtige Daten, die man wissen sollte: Der Honig entspricht nach 10 Tagen bei einer Temperatur von 40 °C, bei 50 °C nach 1 Tag und bei 70 °C nach 74 Minuten nicht mehr den Richtlinien des D.I.B. und darf dann auch nicht mehr in das Imkerglas abgefüllt werden.
Trocken, dunkel und kühl gelagerter Honig liebe Imkerfreunde, das Wissen um die Empfindlichkeit dieses so wertvollen Produktes immer im Hinterkopf kann ohne Bedenken bis zu drei Jahren aufbewahrt werden. Ein Refraktometer, zur Messung des Wassergehalts, sollte zumindest auf Vereinsebene vorhanden sein. Um dem zu hohen Wassergehalt im Honig entgegenzuwirken, gilt als sicherste Maßnahme nach Trachtende mit der Abschleuderung noch mindestens eine Woche zu warten.
Während in allen Landen der Honig ähnlich wie bei uns geerntet wird, macht ihn erst seine Weiterverarbeitung brauchbar oder auch nicht. Durch den Werbeeffekt kaltgeschleuderter Honig auf einigen Etiketten wird dem Verbraucher vorgegaukelt, dass dieser Honig eine besondere Qualität habe. Nein dieses vermeintliche Zauberwort bedarf einer enormen Aufklärung gegenüber dem Kunden. Eine Argumentationshilfe, herausgegeben vom LV Hann. Imker mit Unterstützung des Bieneninstituts in Celle, sollte jedem Glas Honig beigefügt werden. Ich mache davon reichlich Gebrauch.
Zu all diesen Fragen der Honigernte, seiner Behandlung, Weiterverarbeitung und Vermarktung empfehle ich zu lesen die Anleitungen in der Imkerbibel des Deutschen Imkerbundes, Fachliteratur namhafter Autoren, auch in unserem Bienen-Journal zum Thema Honig wiederholt erschienene Aufsätze erfahrener Imker-Praktiker.