Alle zwei Jahre eine neue „Regentin“
Vom Wetter abhängige Zucht
Wenn Königinnen ausfliegen, ist gutes Wetter. Das trifft natürlich nicht immer zu. Bei schlechterem Wetter lässt sich kaum eine Königin zum Begattungsflug aus ihrer Behausung locken. Also auch in der Zucht sind wir von „Petrus“ abhängig. Eine Begattungsquote von 75–80 % ist als jährlicher Durchschnitt akzeptabel. Darüber hinaus kann man schon von Glück reden. Um das Risiko Wetter und den Begattungserfolg ein wenig zu steuern, rate ich zur Königinnenzucht in mehreren Schüben. Dann tut’s nicht so weh, wenn mal eine ganze Serie dahin ist. Auch Trachtwetter ist nicht günstig. Schnell werden die Zuchtzellen überbaut oder sogar ausgebissen. Darum mein Rat: Zuchtbeginn möglichst immer bei weniger sonnigem Wetter, wenn der Himmel bedeckt ist.
Jeder Imker sollte sich bestes Bienenmaterial beschaffen, die Biene ist eben das wichtigste Betriebsmittel. Da heißt es, höchsten Anforderungen nachzukommen. Im Zuge von Umsiedlungen und Kultivierungsmaßnahmen, sogar einer gewissen „Landflucht“ der Stadtbevölkerung, gibt es immer mehr Bienenstände in ländlichen Ortschaften. Auch dort benötigt der Imker friedfertige Bienen. Sie sind schon mal einfacher und schneller zu behandeln. Dazu gehört ein fester Wabensitz, nicht nur für das leichtere Suchen der Königin. Und dann: Nur brutfreudige Völker können belastbare Einheiten aufbauen und somit harte, lange Winter gesund überstehen. Starke Kolonien entwickeln einen umfassenden Putztrieb, sie sind auch nicht so krankheitsanfällig. Witterungsrückschläge im Frühjahr wirken sich weniger nachteilig aus, ebenso störende Eingriffe seitens des Imkers.
Bienen bedarfsgerecht auswählen
Die Korbimkerei bevorzugt auf Schwarmtrieb ausgelesene Bienen, um mit einer größeren Anzahl Völker die Heide ergiebig zu nutzen. Da sie flächenmäßig sehr zurückgegangen und ihr Nektarangebot somit geringer geworden ist, muss der Heidjer als Ausgleich mehr Frühtrachten anwandern. Begünstigt durch die Monokulturen der Landwirtschaft, z. B. Raps, ist das Frühjahr die blütenreichste Zeit. Um bei so einer Tracht nichts zu versäumen, muss auch die Heide-Biene frühzeitig in Brut gehen. Und wer später dann in die Heide wandern will, benötigt zuvor entsprechend Schwärme für den Aufbau junger Völker. – Ausgeprägter Sammeleifer und Findigkeit der Biene sind jene Eigenschaften, die den Ertrag bedingen. Welche Biene bei dem einzelnen Imker auch den Vorzug hat, wichtig ist, dass die für unsere Region wie die für die besonderen Belange der Tracht und beabsichtigter Wanderungen vorteilhaften Eigenschaften ausgeprägt vorhanden sind.
Junge Weisel lassen grüßen
Sicher ergeben sich nach dem Schlupf der Königinnen schon gleich ein paar Fragen – wohin nun mit ihnen oder, wie kann man sie ohne Schaden einweiseln? Es tut gut, wenn man erwartungsfroh überrascht wird und auf Anhieb nicht weiß, wohin mit den vielen jungen Königinnen, ob begattet oder unbegattet. Da gibt es schon einige Möglichkeiten, zur Unterbringung, aber nicht immer nur sichere.
Bei mir werden alle geschlüpfen Weiseln (ich arbeite mit einem Brutschrank) mit der Jahresfarbe und nummeriert gezeichnet. Wenn sie zur Inselbelegstelle sollen, wird das EWK mit einer Schöpfkelle voll Bienen gefüllt. Die Königinnen tauche ich kurz in Wasser, dadurch werden sie träge, werden auch nicht angegriffen; unmittelbar danach lasse ich sie zulaufen. Nach einigen Tagen Dunkelhaft in einem kühlen Raum ist in dem EWK (ein Mini- Kunstschwarm) die Harmonie hergestellt, die Bienen haben angefangen zu bauen. Die Königin ist ab dem Alter von etwa fünf Tagen geschlechtsreif und kann zur Begattung aufgestellt werden.
Für die Standbegattung verwende ich kleine Mehrwabenkästen aus Kunststoff. Deren Herrichtung bis zur Aufstellung ist die gleiche wie beim EWK. Generell nach der Begattung wird die Königin einem Ableger oder einem Volk zugesetzt. Man kann auch schon nach der Verdeckelung am fünften Tag oder einen Tag vor dem Schlupf die Weiselzelle in einen Ableger oder in ein Wirtschaftsvolk geben, das bringt eine sichere Einweiselung. – Habe ich aber ein schlechtes Begattungsergebnis oder Königinnenverluste, dann ist der Schaden groß. Bei fehlenden jungen Königinnen bleibt notfalls nur noch übrig das Auflösen von Ablegern oder gar Völkern.
Verwendung der Ableger
Für den Anfang ist das Verschulen der Zellen direkt in den Ableger oder in das Bienenvolk eine gute und billige Sache. Mehrwabenkästen erfordern einen ziemlich hohen finanziellen Aufwand – aber sie haben auch den Vorteil, dass die Königin nicht sofort entnommen werden muss. Sie kann über mehrere Wochen darin verbleiben und schon auf angesetzte Brut vorgetestet werden. Günstig ist auch, dass ich die Ableger mit ihren Königinnen nach Bedarf herrichten kann und einzusetzen vermag. Zum Beispiel werden in den Ablegern im Raps nach neun Tagen angesetzte Nachschaffungszellen entfernt, und eine begattete Königin (im Käfig) wird zugehängt; er bleibt vorerst verschlossen, an einer Rähmchenoberleiste mittels Draht befestigt. Nach vierundzwanzig Stunden haben die Bienen in diesem Leerrahmen mit Anfangsstreifen meist schon mit dem Wabenbau begonnen. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie die neue „Herrin“ annehmen bzw. haben wollen. Ansonsten warte ich noch einen Tag länger. Dann wird der Stöpsel entnommen und durch Futterteig ersetzt. Nach zehn Tagen (erste verdeckelte Brut), aber nicht eher, wird eine Kontrolle auf vorhandene Brut durchgeführt. Ist sie da, braucht dieses kleine neue Volk nur noch unter ständigem Futterstrom gehalten zu werden.
Natürlich werden alle Königinnen erst nach der Begattung mit der jeweiligen Jahresfarbe gezeichnet, es sei denn, sie werden zur Insel geschickt, dann ist vorausgehend das Zeichnen zum schnelleren und besseren Erkennung der Weisel vonnöten. – Hervorgehoben sei noch mal gesondert: Die Beweiselung der Ableger aus dem Raps (mit begatteten Königinnen) setzt einen frühen Zuchtbeginn voraus. Das hat allemal seinen Vorzug. Aber fraglich, ob dafür immer die Bedingungen gegeben sind.
Kunstschwarm nach Gewicht
Des weiteren lassen sich je nach vorhandenen Königinnen Kunstschwärme herrichten. Bei der Ernte nach der Raps- oder Sommertracht werden die Bienen von den Honigwaben in einen Schwarmkasten (oder auch Feglingskasten) abgefegt. Als Alternative und kostengünstig für den Anfänger: Man nimmt ein einräumiges Magazin mit ausreichender Belüftung oder einen Eimer bzw. Hobbock. Im Deckel muss ein Loch für den Trichter vorhanden sein. Die Bienen werden hineingefegt, finden aber nicht wieder hinaus. Wichtig ist auch, dass in den Deckel viele kleine Löcher zwecks Belüftung gebohrt sind! Für die Bemessung eines Kunstschwarms benötigt man eine Waage. Üblich ist ein Nettogewicht im Juni von 1,5 kg, im Juli 2,0 kg und im August von 2,5 bis 3,0 kg. Der Schwarm wird für drei Tage in einen kühlen Raum gestellt. Die Königin verbleibt drei bis vier Stunden nach der Aufstellung in Dunkelhaft unter festem Verschluss im Käfig (mittels Rähmchendraht und einer Heftzwecke) zugehängt.
Während ein Naturschwarm für drei Tage Futter mit sich führt, muss ein Kunstschwarm sofort nach seiner Bildung mit Zuckerwasser (1:1) versorgt werden. Nach ca. drei Tagen wird er wie ein normaler Bienenschwarm auf Mittelwände eingeschlagen, der Käfigverschluss durch Futterteig ersetzt. Je nach Bedarf und Jahreszeit muss das neue Kunstschwarm-Volk weiter gefüttert werden.
Es gibt viele Möglichkeiten für eine Bestandserweiterung. Die Ablegerbildung mit den neuen Königinnen ist eine gängige gute Art der Umweiselung oder der Vermehrung der Völker, es gibt nur wenig Ausfälle. Ich bilde Ableger mit Vorzug für den Verkauf. Besteht dafür kein Bedarf, so werden sie gleich in großen Einheiten (für Starter) oder für die nächste Trachtausnutzung aufgebaut.
Die Vermehrung über einen Kunstschwarm ist nicht nur gesund für das jeweilige Volk, man erhält auch einen total neuen Wabenbau.
Zusetzmethoden für eine begattete oder unbegattete, mit Bedacht auch für eine mal besonders teuer erworbene Königin gibt es viele – über einen Kunstschwarm als „nacktes Volk“, dann ist die Einweiselung eine sichere Angelegenheit. Es sollte angestrebt werden, dass alle Wirtschaftsvölker in einem zweijährigen Rhythmus, ohne Geburtsjahr der Königin, eine neue „Regentin“ erhalten.
Nach der Sonnenwende
Durch den Verlust von Reinzuchtköniginnen, wegen meines umständlichen missglückten Zusetzens, kam ich eigentlich erst spät zur Vermehrung mit Kunstschwärmen. Die Vorteile, die Einfachheit bei deren Bildung, eben zur Vermehrung der Völker oder zur Einweiselung von Königinnen, erkennt man erst, wenn man sich genügend eingearbeitet hat. – Im Juni gibt es die Sommersonnenwende. Der Bautrieb bei den Bienen nimmt ab. Während bei Ablegern und Kunstschwärmen (wegen der neuen Königin und wenn genügend Futter vorhanden) der Bautrieb sich fortsetzt, sollten bei den Wirtschaftsvölkern nur mäßig Mittelwände nachgehängt werden. Nur bei Tracht oder späterer Auffütterung werden noch ein paar Waben ausgebaut.
In diesem Monat steht für uns Imker die schönste Arbeit an, die Schleuderung des Rapshonigs. Ich vermute, dass bei uns zulande die überwiegende Anzahl der Bienenfreunde diesen Honig als erste Ernte einbringt. Wenn er für viele Imker und deren Kunden(!), vor allem in Gebirgsgegenden, ein vermeintlich nur weniger wertvolles Produkt ist, weil mehr Wert auf Wald- und Tannenhonig gelegt wird, so ist und bleibt gerade der Rapshonig doch etwas Wertvolles! Sein hoher Glukosegehalt ist, gesundheitlich gesehen, bei einer Insuffizienz des Herzens (ungenügende Durchblutung) von besonderer Bedeutung. Aber darüber und anderes mehr im nächsten Beitrag.